Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE)

Bereits mit dem Begriff „Komplexe Physikalische Entstauungstherapie" wird darauf hingewiesen, dass für die wirksame Entstauung eine Kombination verschiedener Maßnahmen der Physikalischen Therapie/Physiotherapie notwendig ist. Die KPE besteht aus den sich ergänzenden Maßnahmen.

  • Manuelle Lymphdrainage (MLD)
  • Hautpflege
  • Kompressionstherapie (Bandage oder Kompressionsstrumpf)
  • Entstauungsübungen (Bewegungs- und Atmungstherapie).

Anzumerken hierzu ist, dass die Hauptwirkung durch die Kompressionstherapie (ca. 70%) erzielt wird. Manuelle Lymphdrainage, Hautpflege und Entstauungsübungen machen nur ca. 30 % des Erfolges aus.

1. Manuelle Lymphdrainage ist der bekannteste Teil

Durch spezielle Grifftechniken bzw. Verschiebe- und Dehntechniken der Haut, welche mit leichtem Druck angewendet werden, wird der Abfluss von Gewebsflüssigkeit in die Lymphgefäße gefördert. Gleichzeitig wird die eigenständige Pumpfunktion des Lymphsystems angeregt. Dabei wird geschwollenes, mit Flüssigkeit überladenes Gewebe entstaut. Erreicht wird mit diesen Griffen auch eine Verbesserung der Wundheilung.

Bei Lymphknoten-Entfernung (dabei wird das Lymphsystem unterbrochen und die Lymphflüssigkeit staut sich zurück) kann mit der MLD ein verbesserter Umgehungskreislauf aufgebaut werden und somit das Gebiet über andere Kanäle entstaut werden.

2. Hautpflege

Da im gestauten Gebiet die Versorgung stark herabgesetzt ist, muss der Haut eine besondere Pflege zuteil werden, um Infektionen (Pilz, Ekzeme, . . .) zu vermeiden.

3. Kompressionstherapie

Im Anschluss an die Manuelle Lymphdrainage sollte immer die Kompression erfolgen
nicht nur um das Ergebnis zu sichern, sonder auch um den Lymphabfluss weiter zu
fördern.

Die Kompression erfolgt entweder in Form einer Kompressionsbandage, wofür Ihr Arzt zuvor das Bandagematerial verordnen muss. Eine Bandage ist während der Entstauungsphase (Zeit in der noch eine Verbesserung erzielt werden kann) sinnvoll, weil sie täglich an den momentanen Schwellungszustand angepasst werden kann.

Ein Kompressionsstrumpf (z.B. Bein) wird im Sanitätshaus angepasst und muss täglich
getragen werden. Ein Strumpf wird in der Phase 2 eingesetzt, er hält ein erreichtes Level. Das Tragen von medizinischen Kompressionstrümpfen nach Maß vermindert ebenso die Schwellung und verhindert vor allem die neuerliche Zunahme des Ödems.

4. Entstauungsgymnastik

Damit die Lymphflüssigkeit befördert wird ist Bewegung unverzichtbar. Bei uns Menschen geschieht dies maßgeblich durch die An- und Entspannung der Muskulatur, die sogenannte Muskelpumpe. Wer schon mal längere Strecken im Flugzeug saß, wird bemerkt haben, dass die Beine anschwellen, eben deshalb, weil die Muskelpumpe ausgeschaltet war.
Schwimmen (hier hilft noch der höhere Druck des Wassers gegenüber jenem der Luft beim Lymphödem), Spazierengehen, Langlaufen oder Nordic Walking sind geeignete Sportarten.

Anwendungsbereiche (Indikationen) für eine KPE:

  • Bei primären und sekundären Lymphödem
  • Nach Krebsoperationen mit Lymphknotenentfernung
  • Nach operativen Eingriffen
  • Bei Schwellung nach Verletzungen
  • Nach mund-, kiefer- oder gesichtschirurgischen Operationen
  • Bei chronischer Venenschwäche (nur wenn Schwellung dauerhaft vorhanden ist)
  • Bei Lipödem
  • Bei Sklerodermie
  • CRPS (Morbus Sudeck)
  • Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises

NICHT angezeigt ist die Manuelle Lymphdrainage bei

- Herzerkrankungen die Ödeme in den Beinen verursachen
- Akuten Infektionen (viral, bakteriell)
- Akuten Infektionen der Venen (Thrombose, Thrombophlebitis, . . .)

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